Kaschumpf und Babumm
Nach dem Einkaufen rollern wir nach Süden, heute sind wir für unsere Verhältnisse mal richtig früh unterwegs.Trotzdem sind es gute 300 Meilen bis zum Ziel und so trödeln wir nicht rum und sind tatsächlich am frühen Nachmittag im Zielgebiet nördlich von Childress. Ausnahmsweise entspannt können wir zusehen, wie sich alles entwickelt und wir stehen bestimmt eine Stunde an einem Feldweg und genießen es, mal von Anfang an bei der Entwicklung dabei zu sein.
Nach ein paar ehrenwerten Versuchen zeichnet sich die Zelle des Tages dann endlich ab, und wir müssen ein paar Meter zurückweichen, um eine gute Sicht auf die Basis zu behalten. Wir erwarten wieder eine ziemlich Staubschlacht heute, weil natürlich auch hier alles furztrocken ist. Mehrfach kann man spüren, wie die Zelle aus- und einatmet, weil an unserem Standpunkt der Wind von „aus der Zelle raus“ zu „in die Zelle rein“ wechselt. Außerdem schiebt sie eine ordentliche Böenfront vor sich her, in deren Bereich die Sicht aufgrund des aufgewirbelten Staubs ziemlich mies ist.
Wir wollen uns heute gerne aus dem Staubsturm raushalten und fahren etwas nach Osten um vor der Zelle zu bleiben.
An unserer einzigen Möglichkeit, nach Norden zu fahren, ist natürlich streng nach Murphys Law die Strasse gesperrt. Wir sehen dass sich der südliche Teil des Komplexes auch wieder verstärkt und entscheiden uns, stattdessen nach Süden zu fahren. Es gibt eine asphaltierte Strasse, die uns recht weit nach Süden bringt, zu weit für unser Gefühl, und außerdem drückt die Zelle mit ihrem Staubsturm von der rechten Seite und so suchen wir eine Möglichkeit, nach Osten zu kommen, um wieder etwas Abstand zu gewinnen. Die einzige Möglichkeit ist leider nicht apshaltiert, aber da es noch nicht geregnet hat, treffen wir eine Kurzschlussentscheidung und fahren in den Schotterweg nach Osten. Das Video zeigt mal etwas länger, wie es so an einem Sturm aussieht, man bleibt immer mal eine Zeit stehen, schaut, macht Fotos, fährt ein Stück zurück, lässt das Gewitter kommen, lässt es ein bißchen vorbeiziehen, setzt sich wieder davor, bleibt wieder stehen, macht Fotos… Man ist an einem aktiven Gewitter auch gut und gerne mal zwei bis vier Stunden unterwegs. Die Zeit verfliegt dabei total, wie in einem Zeitraffer…
Auf dem Schotterweg nach Osten ist es nicht so weit her mit Strassensanierung, alles voller Schlaglöcher, und so kommen wir nicht schnell vorwärts. Als es endlich mal wieder etwas Asphalt mit Schlaglöchern hat, kann Jörg mehr Gas geben. Die Zelle hängt uns im Nacken und so ist er vielleicht einen Tick zu schnell unterwegs, als an einer Kreuzung plötzlich der Asphalt aufhört, es leicht über eine Kuppe geht und danach mit tief ausgefurchtem Feldweg weitergeht. Jörg bremst noch ein bißchen runter, dann rumpelt es kräftig, die Stoßdämpfer gehen auf Block und es fühlt sich an als würden alle Räder abreissen. KASCHUMPF! Seltsamerweise schluckt unser BMW den Ausritt klaglos und es ist tatsächlich gar nichts kaputt. In dieser Situation wäre es auch relativ unangenehm gewesen, liegenzubleiben. Nicht gefährlich, aber sehr unangenehm.
Unser Fazit fällt ziemlich logisch aus: Das mit den dirt roads ist selten eine gute Idee…
Wir fahren erstmal in Sicherheit und schnaufen etwas durch, und freuen uns über den herrlichen Mammatus über unserem Lieblings-Fotomotiv:
Danach setzen wir uns nochmal vor die Zelle und genießen die Show im letzten Abendlicht:
Dann entscheiden wir uns, die Nacht in Altus, ein paar Kilometer östlich zu verbringen, und buchen uns ins Holiday Inn ein. Wir fahren nach Altus und suchen uns einen guten Spot um Überrollen (eine CarWash). Dort bricht dann die Hölle über uns herein, die Windböen liegen locker jenseits 100km/h und die Blitze hauen in kurzem Abstand in der Nähe in den Boden. Zweimal fällt kurz der Strom bei einem Blitz aus und die Waschbox mit dem fahrbaren Waschwagen resettet sich was sich durch einen Warnton und einen anfahrenden Waschwagen bemerkbar macht. Beim ersten Mal sind wir kurz panisch weil das Auto nicht so steht wie ein Auto normalerweise in der Box stehen sollte, aber es passiert nichts weiter. Das zweite Mal fällt der Reset-Ton direkt mit einem extrem heftigen Erdblitz zusammen, BABUMM!
Nach gut einer Stunde scheint das gröbste durch zu sein, es kübelt aber immer noch aus Eimern und die Stadt ist ziemlich überschwemmt. Wir fahren zum Hotel und sind froh, nicht länger gewartet zu haben. Auf den Strassen steht teilweise 20cm hoch das Wasser, am Strassenrand sicherlich eher 50 cm, und es spült uns das Wasser komplett übers Auto beim Durchfahren. Zum Glück sind wir hier schon durchgekommen und wussten daher, dass es keine Senken oder Brücken gibt. Es dauert eine Weile, bis wir am Hotel unser Zeug ausladen können, und wir beschließen, den Abend mit der viel zu teuren Flasche Rotwein aus Fredericksburg abzuschließen.
Was für ein Tag! Zu Anfang entspannt, zwischendrin ziemlich spannend und am Ende einfach nur wahnsinnig intensiv. Das sind die Tage, an die man sich gerne zurückerinnert, weil sie so vollgepackt mit Erlebnissen sind.